Historie

Worum geht es

Die Lebenshilfe als feste Einrichtung der Rehabilitation für Menschen mit Behinderung ist kein Selbstzweck. Die Idee, den Mensch in seiner ganzheitlichen Persönlichkeit, mit all seinen Talenten und Defiziten wahrzunehmen und Übergänge in Lebensabschnitte zu erleichtern, ist vielmehr einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung geschuldet. „Inklusion“ ist ein Thema dieser Zeit. Es geht um das Miteinander auf Augenhöhe, um gemeinsame Gestaltung der Umwelt und sinnhafte Formen des Zusammenlebens.

Gesellschaftliche Veränderungen passieren langsam, müssen manchmal mit Nachdruck erkämpft und immer wieder eingefordert werden. In den letzten sechs Jahrzehnten wurde die Lebenshilfe dank ihrer mehr als 500 Orts- und Kreisvereinigungen mit ihren mittlerweile über 130.000 Mitgliedern zu einem bedeutenden Sprachrohr der Vielfalt und Lebenswirklichkeit von Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung.

Die Wohneinrichtungen, Kindergärten, Schulen und Lebenshilfe Werkstätten geben diesen Menschen eine Tagesstruktur, bilden, fördern und fordern den gesamten Menschen im Rahmen seiner Fähigkeiten und ermöglichen Teilhabe am Arbeitsmarkt.

Perspektivisch wird es unsere wichtigste Aufgabe sein, diese sich rasant wandelnde Arbeitswelt auch denjenigen Menschen weiterhin zugänglich zu machen, die unserer Unterstützung und Hilfe bedürfen.

Zeitlinie - Im Wandel der Zeit

  • 1958 Tom Mutters – der Vater der Lebenshilfe ist ein Niederländer

    Warum ist ausgerechnet ein Niederländer der Begründer einer weltweiten Bewegung, die Menschen mit Behinderung Gehör und Sichtbarkeit verschafft? Weil er es konnte! Als Lehrer und Verbindungsoffizier, (er)kannte Mutters sowohl den pädagogischen Bedarf als auch die notwendige Struktur für sogenannte „Displaced Persons“, aus ihrer Heimat verschleppte und in den Konzentrationslagern des Zweiten Weltkriegs zur Zwangsarbeit eingesetzten Personen. Euthanasie, das menschenverachtende Tötungs- und Auslese-Programm der Nationalsozialisten, kostete 200.000 Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung das Leben. 13 Jahre nach Kriegsende wurden Überlebende, die jahrelang nur im Verborgenen existieren konnten, Teil einer großen Gemeinschaft. Das zeitlose Motto: Jeder bleibt so selbständig wie möglich, bekommt so viel Hilfe wie nötig.

  • 1965 Gründung des Ortsvereins in Bad Kreuznach

    Nach nur sieben Jahren ist es auch in Bad Kreuznach so weit: Der Verein „Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind e.V. Bad Kreuznach“ gründet sich in der Städtischen Berufsschule. Es ist der 172. Ortsverein im Bundesgebiet. Zugegeben, diese Namensgebung wäre aus heutiger Sicht nicht mehr zeitgemäß, denn im gesellschaftlichen Miteinander hat sich einiges bewegt. Doch es ist noch „Luft nach oben“.

  • 1967 Die Lebenshilfe auf Kreisebene entsteht

    Die Ortsvereine Bad Kreuznach und Kirn schließen sich zur Kreisvereinigung „Lebenshilfe Bad Kreuznach“ zusammen. Im Zuge dessen entstehen rund um das Jahr 1967 erste Schulen (Sonderschule G in Schloßböckelheim) und eine Anlernwerkstatt, später „beschützende Werkstatt.“ Es wird auch schon an Wohnstätten und Fahrdienste gedacht.

  • 1970 Theodor Heuss Preis

    Theodor Heuss Preis für „beispielhaft tatkräftige, Vorurteile überwindende, Verzweiflung und Resignation lindernde Initiative zur Betreuung und Hilfe an einer Gruppe von Mitmenschen, die im nationalsozialistischen Deutschland von der Gesellschaft ausgestoßen war“.

  • 1982 Wiedereingliederung dank Werkstatt

    Am 18. Oktober gründet die Kreisvereinigung der Lebenshilfe Bad Kreuznach e.V. die „Lebenshilfe Werkstätten gGmbH in Bad Kreuznach – Werkstätten für Behinderte.“ Der Rehabilitationsauftrag der Werkstatt soll Menschen mit schwerer körperlicher oder geistiger Behinderung die Wiedereingliederung in Arbeit, Beruf und Gesellschaft ermöglichen. Nach drei Jahren ist es soweit: Die erste Werkstatt in der Burgenlandstraße wird bezogen. Eine klare Struktur, das eigene Geld, das verdient werden kann, die persönliche Neigung und Eignung, die berücksichtigt wird – all das hilft den Beschäftigten, sich im Alltag so autark wie möglich zu bewegen und die eigene Persönlichkeit zu stärken. Das erhöht auch die Lebenszufriedenheit deutlich.

  • 1983 Platz zum Wohnen – in Gemeinschaft

    Ein Drittel aller Werkstattbeschäftigten benötigt eigenen Raum zum Wohnen. Auf Betreiben des DRK-Kreisverbands entsteht das erste Wohnheim für Werkstattbeschäftigte der Lebenshilfe mit 45 Wohnplätzen, das diesen Bedarf decken soll. Schon bald stößt es an seine Kapazitäten. 1986 wird deshalb ein 26.000 Quadratmeter großes Grundstück am Agnesienberg angekauft. 1995 wird hier ein Wohnheim, wieder für 45 Personen, gebaut. Weitere spannende Wohnlösungen sollen und werden noch folgen.

  • 1986 Von der Rotlay-Mühle nach Bretzenheim

    Sechs Jahre nach Gründung der ersten Werkstatt herrscht Platzbedarf: Eine Zweigwerkstatt siedelt sich zunächst auf angemietetem Gelände auf der Rotlay-Mühle an, 2001 dann folgt der Umzug vor die Tore Bretzenheims. Lebenshilfe-Werkstatt Bad Kreuznach und ihre Zweigstelle in Bretzenheim bilden zusammen die „Lebenshilfe Werkstätten Bad Kreuznach gGmbH“.

  • 1993 Erstes betreutes Wohnen

    In der Ringstraße 128 beziehen zwei Paare und eine einzelne Person ihr neues Zuhause. Das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ wird hier erstmals in der Praxis erprobt. Weitere dezentrale Wohnformen folgen in der Lauergasse (2007), in der Lisztstraße (2011) und Mannheimer Straße (2014).

  • 1994 Gründung des Betreuungsvereins

    Der Betreuungsverein, Ansprechpartner für ehrenamtlich tätige, gesetzliche Betreuer, wird als rechtlich eigenständiger Verein gegründet.

  • 1996 Gründung der Stiftung

    Die Stiftung "Lebenshilfe für Schwerbehinderte Bad Kreuznach" wird ins Leben gerufen.

  • 2000 Erste Teilnahme an den „Special Olympics“

    Erste Teilnahme der Lebenshilfe-Bewohner an den nationalen „Special Olympics“ in Berlin. Diziplinen: Tischtennis und Schwimmen

  • 2001 Neubau und Zertifizierungen

    Die Lebenshilfe-Werkstatt ist zu einer bedeutsamen Einrichtung geworden. In Bretzenheim entsteht eine neue Zweigniederlassung. Gleichzeitig führen wir für unsere Arbeitsstätten ein Qualitätsmanagement nach DIN ISO 9001 ein. 2012 erhalten wir die Zulassung nach dem Recht der Arbeitsförderung (AZAV-Zertfizierung). Damit dürfen wir auch den Berufsbildungsbereich anbieten.

  • 2002 Bürgerpreis zur Deutschen Einheit

    „Bürgerpreis zur Deutschen Einheit“ und „betriebsinterner Herzenspreis“: Auf Initiative einer Mitarbeiterin werden ausrangierte Computer an eine Lebenshilfe-Einrichtung in Jena gespendet.

  • 2004 Wohnen am Agnesienberg

    Das Wohnen am Agnesienberg wird durch einen Neubau und Erweiterungsbau ergänzt.

  • 2006 Teilnahme und Organisation „Special Olympics“ Bad Kreuznach

    Teilnahme und Mit-Organisation der 1. regionalen „Special Olympics“ in Bad Kreuznach.

  • 2009 Sportlicher Erfolg

    Sportlicher Erfolg und eine echte Teamleistung: Wir nehmen am J.P. Morgan-Lauf in Frankfurt am Main teil. 2010 folgt die Teilnahme am Firmenlauf in Bad Kreuznach

  • 2015 50-jähriges Bestehen

    Die Lebenshilfe feiert 50-jähriges Bestehen

  • 2019 Selbständiges, dezentrales Wohnen

    Die Wohnformen der Lebenshilfe-Einrichtungen verändern sich: Auf dem Kuhberg werden erste Appartements für selbständiges, dezentrales Wohnen für Menschen mit Behinderung gebaut.

  • 2021 Bundesteilhabegesetz

    Das neue Bundesteilhabegesetz tritt in Kraft und soll Menschen mit Behinderung zu mehr Selbstbestimmung und Eigenständigkeit führen. Die Lebenshilfe Bad Kreuznach und ihre Werkstätten begrüßen dieses Gesetz.

  • 2022 40 Jahre gemeinnützige GmbH der Lebenshilfe Werkstätten

    Die gemeinnützige GmbH der Lebenshilfe Werkstätten gibt es seit 40 Jahren. Erstmals fährt die Gartengruppe in kleinen Einheiten selbständig zu den Auftraggebern und erledigt ihre Aufträge eigenständig.

  • 2022 Hilfe für Opfer der Ahrtal-Katastrophe

    Unsere Mitarbeiter werden aktiv und spenden 10.000 Euro aus Verkaufserlösen für die Opfer der Ahrtal-Katastrophe, dort unterstützen wir ein betroffenes Wohnhaus der Lebenshilfe in Sinzig. Ein Bewohner dieser Einrichtung arbeitet künftig in der Werkstatt Bad Kreuznach.